Jeder Fotograf hat ja so seine ganz eigene Art TFP-Shootings anzugehen. Da ich keine Lust habe mich immer und immer wieder erklären zu müssen, habe ich mich hingesetzt und einfach mal zusammengeschrieben, was ein TFP- Shooting für mich ist, wie ich TFP‘s behandle und auf was ich Wert lege.

Wofür steht TFP eigentlich?

TFP steht als Abkürzung für „Time for Prints“ und kommt noch aus der Teit der analogen Fotografie. Kurz gesagt bedeutet TFP, dass Fotograf und Model sich zusammenpacken, einzigst der Bilder wegen, ohne eine Bezahlung in Richtung des Fotografen oder des Models. Oftmals werden auch weitere Beteiligte für ein solches Projekt ebenfalls auf TFP-Basis ins Boot geholt, wie zum Beispiel Make Up Artists, Hairstylisten, Set-Stylisten und, und, und…

Hat das Model eine Bildidee, fragt es den Fotografen an ob er interessiert wäre, eine bestimmte Bildidee auf TFP Basis umzusetzen und wenn der Fotograf sich hierfür begeistern kann, wird ein Termin vereinbart und es kann losgehen.
Natürlich kann es auch in die andere Richtung gehen, dass der Fotograf ein bestimmtes Bild umsetzen mag und fragt dann das Model an.

Oftmals ist es aber aus der Sicht des Fotografen so, dass nicht IRGENDEIN Model für seine Idee einsetzbar ist, sondern er eine ganz bestimmte Vorstellung hat, die dieses Model auszusehen hat. Da kann die Haarfarbe eine Rolle spielen, die Größe, Tätowierungen usw.

Ich für meinen Teil habe seltenst genau DAS Model im Hinterkopf, und so nutze ich meine Kanäle wie Facebook oder Instagram und schreibe dort aus. Hier beschreibe ich was ich vor habe, was ich mir als Resultat erhoffe und schaue dann, wer sich bewirbt.

Da die Bewerbungsrate hier meist sehr hoch ist, komme ich kaum dazu Absagen zu schreiben, sondern kümmere mich eher um die Models, die für mein Projekt in Frage kommen. Die Ausschreibungen beende ich öffentlich meist mit dem Satz „Model gefunden, ich bedanke mich für die Bewerbungen“.

Auch wenn man denkt, dass eine solche freie Arbeit eines Fotografen ja „nur“ eine Idee ist, kann man ja problemlos zurückstecken, was die Modelqualität angeht. Ich für meinen Teil, sehe das nicht so. Gerade die freien Arbeiten beinhalten lange Vorbereitungs- & Planungsphasen und gerade bei mir ist es so, dass ich großen Wert auf ein hochqualitatives Ergebnis lege. Weil hier MEIN oder UNSER Bild entsteht, mit dem jeder seine Fähigkeiten zur Eigenwerbung nutzen kann.
Das Team ist nur so stark wie sein schwächstes Glied, und das sollte überall zu finden sein, aber nicht bei Fotograf oder Model.

Ein TFP-Shooting muss beiden Grundbeteiligten etwas bringen, und nur in den seltensten Fällen könnte ich hier auf Amateure zurückgreifen.

Viele denken „Model ist Körper“, aber das alleine ist es nicht. Für mich zählt in erster Linie das Gesamtbild und direkt danach folgt sofort der Blick auf den Gesichtsausdruck. Gerade meine Bilder leben durch das, was das Model ausdruckstechnisch in der Lage ist umzusetzen, und für mich liegt genau in dieser Thematik die Crux.

Ich biete für meinen Teil das Know How, hochprofessionelle Aufnahmen zu liefern, erwarte aber im Gegenzug auch entsprechende Fähigkeiten zu modeln. Dazu gehört es frei zu posen, aber auch meine Anweisungen auf den Punkt umsetzen zu können. Genau so wie ich in der Lage bin das entsprechende Licht-Setup für eine ganz bestimmte Bildidee zu bauen, hierfür alles an den Ort des Geschehens zu bringen und das zu organisieren, was zur Umsetzung noch benötigt wird erwarte ich auch Detailarbeit beim Model.

Als Übersicht was ich erwarte:

– Haare frisch gewaschen aber OHNE Spülung
– Fingernägel: french Style, keine Farbe, Klarlack
– Bei der Anreise keine Kleidungsstücke tragen die Abdrücke hinterlassen. Dazu zählen auch enganliegende Slips, BH’s Socken und Schuhe.
– Posingsicherheit und die Fähigkeit Anweisungen auf den Punkt umzusetzen
– Ausdrucksstärke: Mich flashen alle Gesichtsausdrücke die man Editorial verwerten kann.
– Ausdauer, Motivation und die Fähigkeit gelassen zu bleiben, auch wenn 10 Hände an einem rumfummeln.

Ich schreibe ganz bewusst, was MEINE Shootings angeht und keinen Leitfaden für diese Art der Fotografie überhaupt. Jeder Fotograf hat natürlich eigene Vorstellungen und Wünsche.

Immer wieder kommt es vor, dass jemand mich anschreibt: „Ich würde gerne mit Dir shooten.“…was ich ja auch ganz schnuffig finde, nur verdiene ich mit dem was ich mache meine Brötchen und shoote deshalb nur freie Projekte, wenn mir diese auch was bringen. Im Idealfall nämlich Bilder, mit denen ich meine Kunden und Auftraggeber begeistern kann und nicht einfach nur um neue Bilder zu zeigen.

Was mich zum Beispiel richtig anheizt ist, wenn mich ein Model damit überrascht nicht nur eine tolle Bildidee ausgearbeitet zu haben, sondern schon im Vorfeld hierfür aktiv wurde. Wenn man mich locken will, hilft es ungemein mir zu ermöglichen an aussergewöhnlichen Locations zu arbeiten. Locations sind für mich etwas ganz wichtiges, vor allem wenn diese dazu verhelfen den kommenden Aufnahmen dieses gewisse Etwas mit auf den Weg zu geben.

Wenn dann aus eigener Kraft noch ein toller Make Up Artist angeworben wurde, oder ein Designer 1-2 tolle Kleider zur Verfügung stellt, wird das Grinsen in meinem Gesicht natürlich immer größer.

Ich weiß, dass dies jetzt sehr nach „Aha…das Model soll alles organisieren und der knipst dann nur…“ klingt. Aber dem ist nicht wirklich so. Wenn ich meine Bildideen angehe, organisiere ich diese ganzen Punkte ja ebenfalls.

So kann man sich dann voll und ganz den Bildern hingeben und diese gemeinsam ausarbeiten.

Ja, klingt sicherlich auch irgendwie abschreckend, aber ich sage gerne frei raus wie ich denke. So vermeidet man Missverständnisse…und es heißt nicht hinterher „das habe ich nicht gewusst“.